Robin Lindner's profile

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Der stumpfe Konsum macht süchtig. Hinter einer verschmierten Plastikscheibe stopfe ich mir im Stehen einen fettigen Burger in mein Inneres, während meine Gedanken unbekannten Menschen im weit entfernten New York nachhängen, so müssen sie sich fühlen im Großstadtdschungel am Reklamenmeer dort drüben, in irgendeiner Dinernische mit austauschbarem Namen. King, Deluxe, Extra, BBQ kommt sicher darin vor. Warum ist uns ein derartiger Gedanke so verlockend, obwohl objektiv doch so stumpf und mit durchweg negativen begriffen konnotiert? Wieso treibt sich das amerikanische Weltbild mit all seinen Facetten beharrlich um den Weltball und wickelt alles und jeden in dickes Geschwader aus Konsum und Materialismus? Mit großen Augen stehen die Menschen vor dem Schuhgeschäft nebenan, dessen Wände untergehen in unzählbaren Tretern hiesiger Hersteller, wahrscheinlich allesamt als Sondermodell, limitiert in der Auflage zwischen vielen anderen Modellen, die in der Auflage limitiert sind. Eine unstillbare Sucht nach Individualität scheint sie anzutreiben wie sie die gesamte Gesellschaft anzutreiben scheint. Denn obwohl die Schuhwerke, die die Menschen besitzen, in Ordnung sind, ihr Werk vollbringen, ja oft sogar eben diesen individuellen, seltenen, limitierten Status besitzen, sehnen wir uns doch nach einem neuen Paar, das uns dann wiederum einen Schritt näher an den Olymp der Individualität zu bringen scheint, der, selbst wenn er denn existent wäre, bei unserer Ankunft schon derart überlaufen wäre, dass er nichts weiter ist, als das klug platzierte Zugpferd des Kapitalismus der Modeindustrie. Welch abscheulich große Illusion. Und wir sitzen auf, fest im Sattel und mit keinem Gedanken an den endgültigen Absprung denkend. Es geht voran, auf ein Ziel steuernd, das es gar nicht gibt, ein Gespenst in unseren Köpfen, den Konsum rücksichtslos vorantreibend. Es ist mächtig, dieses Gespenst, das so erfolgreich von den transatlantischen Gefilden aus operiert. Wir kennen es, nur uns ihm zu widersetzen schaffen wir scheinbar nicht. Und da klopft er wieder an, der gute alte Egoismus, der stündlich, minütlich, sekündlich hemmt, schwächt, beschämt. Der Egoismus und der Konsum sind gute Freunde, vor allem aber sind sie Verbündete, wie Katalysatoren wirken sie aufeinander. Für uns ist das schlecht. Bloß daran ändern wird sich wohl so schnell trotzdem nichts.
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